Informationen zur SARS-CoV 2 Pandemie

Informationen zur SARS-CoV 2 Pandemie für PatientInnen mit primären oder sekundären Immundefekten

Sehr geehrte/r Betroffene/r! Sehr geehrte/r Angehörige/r!

Die SARS-CoV 2 Pandemie hat direkte und indirekte Auswirkungen auf die Versorgung von Menschen, die unter einer Immundefekt-Erkrankung leiden. Dies wirft auch viele Fragen auf, die wir Ihnen so aktuell wie möglich mit diesem Informationsblatt beantworten möchten.

Haben Immundefekt-PatientInnen ein erhöhtes Risiko bei SARS- CoV 2 Kontakt an COVID-19 zu erkranken und einen schweren Krankheitsverlauf zu haben?

PatientInnen die unter einem Immundefekt leiden werden derzeit zu den Risikogruppen gezählt. Es existieren allerdings noch keine gesicherten Daten zu ImmundefektpatientInnen bezüglich des Krankheitsverlaufs im Falle einer SARS-CoV 2 Infektion oder COVID-19 Erkrankung. Die Diagnosegruppe der Immundefekte umfasst viele unterschiedliche Einzeldiagnosen (Gesamtzahl >300), daher ist eine allgemeine Aussage über das Risiko aufgrund der Vielzahl an verschiedenen Ausprägungen nicht möglich. Jedoch gehen wir aktuell davon aus, dass vor allem Immundefekt-PatientInnen mit einer Lungenbeteiligung ein höheres Risiko haben an COVID-19 mit schwerem Verlauf zu erkranken.

Deshalb empfehlen wir dringend, dass sich Immundefekt-PatientInnen besonders vor einer Infektion mit SARS-CoV2 schützen.

Welche Maßnahmen sollen Immundefekt-PatientInnen setzen?

  • Strenge Einhaltung der COVID-19 Verordnung von allen Menschen im Haushalt (genauere Infos hier).
  • Bei Verdacht auf eine Infektion kontaktieren Sie telefonisch ihren Hausarzt oder Facharzt und das betreuende spezialisierte Zentrum für Immundefekte.
  • Halten Sie eine Notfallsmappe bereit für den Fall, dass eine akute medizinische Versorgung notwendig wird. Diese sollte enthalten:
    • Ihre genaue Immundefekt-Diagnose
    • Wichtige Befunde
    • Medikamentenliste
    • Kontaktdaten Ihres Hausarztes/Facharztes/ betreuendes spezialisiertes
      Zentrum für Immundefekte
    • Kontaktdaten Ihres nächsten Angehörigen
    • e-Card
    • Lichtbildausweis

Medikamenteneinnahme

Für alle Immundefekt PatientInnen gilt, dass Sie bitte Ihre Medikamente weiterhin so einnehmen, wie es ihr Arzt/Ärztin verordnet hat, dies gilt auch für Immundefekt- PatientInnen mit:

  • Lungen- oder Herzkomplikationen • Organtransplantation
  • Kürzlich erhaltener hämatopoietischer (Knochenmarks-) Stammzelltransplantation oder Gentherapie
  • Krebstherapie
  • Immunsuppressiver oder immunmodulierender Therapie

Immunsuppressiva und Symptome

Die häufigsten Symptome einer Infektion mit dem neuen Coronavirus-2 (COVID-19 Erkrankung) sind das neue Auftreten von:

  • Husten und/oder Atemnot
  • und / oder hoher (Körper-)Temperatur (über 37,8 ° C)

Die Einnahme von Immunsuppressiva (insbesonders Kortikosteroiden) kann die Symptome einer Infektion (Fieber u.a.) verschleiern. PatientInnen unter solcher Therapie sollten deshalb sofort Ihre/n Arzt/Ärztin kontaktieren, wenn sie unerklärliche Veränderungen ihres Wohlbefindens bemerken.

Immunglobulinsubstitution (Ig-Substitution)

Die Substitutionstherapie mit Immunglobulinen ist sicher und so wie verordnet weiterzuführen. Es gibt keine Hinweise, dass eine Steigerung der Immunglobulintherapie einen erhöhten Schutz gegen SARS-CoV 2 liefert. Die Ig-Substitution liefert Schutz gegen viele Infektionen, jedoch enthalten die aktuellen Immunglobulinpräparate keine spezifischen Antikörper = Immunglobuline gegen das neue SARS-Coronavirus 2.
Bei PatientInnen, deren Gesundheitszustand keine Indikation für eine Ig-Substitution liefert, besteht daher auch kein Grund eine Ig-Substitionstherapie zu starten, da die momentan existierenden Präparate keine spezifisch schützenden Antikörper enthalten.

Informationsquellen

Es kursieren auf Social-Media-Plattformen und Internet leider viele Falschinformationen. Korrekte und aktuelle Informationen finden Sie unter folgenden Links:

Wo anrufen?

Ihre erste Anlaufstelle bei Fragen über ihre Diagnose und Therapie sollte ihr/e fachkundige/r Arzt/Ärztin sein. Im Notfall rufen Sie bitte immer die Rettung.

  • Bei allgemeinen Fragen zu COVID-19: Tel: 0800 555 621
  • Bei Verdacht auf Erkrankung: Tel: 1450
  • Rat auf Draht, Anlaufstelle für Kinder und Jugendliche: Tel: 147

Bitte denken Sie daran, dass es zu jedem Zeitpunkt wichtig ist, Ihre Therapie regelrecht fortzuführen und in Kontakt mit ihrer/em fachkundigen/r Arzt/Ärztin zu sein.

Weitere Informationen zu Immundefekten und COVID19 finden sie auf folgenden Seiten (englisch und deutsch)

https://esid.org/News-Events/Joint-statement-on-the-current-epidemics-of-new-Coronavirus
https://www.rki.de/DE/Content/InfAZ/N/Neuartiges_Coronavirus/Risikogruppen.html

Das Wissen über die SARS-CoV 2 Pandemie und die damit einhergehende COVID19 Erkrankung nimmt täglich zu. Unsere hier und heute (Stand: 3. April 2020) zusammengefassten Empfehlungen werden womöglich in den kommenden Wochen durch uns bzw. die Gesundheitsbehörden ergänzt werden. Bitte halten Sie sich daher auch selbst über die obengenannten seriösen Informationsquellen auf dem Laufenden.

Verfasst von Lisa Göschl, Matthias Vossen, Ruth Fritsch-Stork, Katharina Grabmeier- Pfistershammer, Martin Stradner, Clemens Scheinecker, Günther Weiss, Winfried Franz Pickl, Florian Thalhammer, Elisabeth Förster-Waldl

 

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